Wenn werdende Eltern Hilfe brauchen – aber nicht danach fragen
Die Vorfreude auf die Ankunft eines neuen Familienmitglieds ist für werdende Eltern oft überwältigend und zugleich herausfordernd. Neben der Freude über den bevorstehenden neuen Lebensabschnitt kommen häufig auch Sorgen und Ängste auf. In solchen Momenten ist es wichtig, Unterstützung zu erhalten. Allerdings scheuen sich viele werdende Eltern, ihre Bedürfnisse offen zu kommunizieren und um Hilfe zu bitten. Dieser Artikel behandelt, warum es wichtig ist, Hilfe anzunehmen, welche Arten von Unterstützung es gibt und wie Freunde und Familie am besten unterstützen können.
Die Herausforderung der Elternschaft
Das Elternwerden ist nicht nur ein freudiges Ereignis, sondern auch eine Phase mit vielen Herausforderungen. Physische und emotionale Veränderungen, finanzielle Belastungen und die Umstellung auf eine neue Lebenssituation sind nur einige der Aspekte, die werdende Eltern bewältigen müssen. Zudem gibt es häufig das Gefühl, alles alleine schaffen zu müssen. Dies kann zu Stress, Unsicherheit und sogar zu einer Überforderung führen.
Psychische Gesundheit der werdenden Eltern
Studien zeigen, dass schwangere Frauen und frischgebackene Väter an einer höheren Rate an Depressionen und Angstzuständen leiden können. Laut einer Umfrage der Deutschen Gesellschaft für Psychologie berichten etwa 10–15 % der werdenden Mütter von einer postpartalen Depression. Diese Zahlen verdeutlichen die Wichtigkeit, Emotionen ernst zu nehmen und Hilfe in Anspruch zu nehmen, auch wenn es nicht immer leicht ist, darüber zu sprechen.
Warum fällt es schwer, um Hilfe zu bitten?
Es gibt verschiedene Gründe, warum werdende Eltern zögern, um Unterstützung zu bitten. Oftmals spielen folgende Faktoren eine Rolle:
- Stolz und Unabhängigkeit: Viele glauben, dass sie alles alleine schaffen sollten, um ihre Fähigkeiten als Eltern zu beweisen.
- Angst vor Urteilen: Die Sorge, von anderen verurteilt zu werden, wenn man eigene Schwächen zugeben muss.
- Unkenntnis über verfügbare Hilfe: Oft sind sich werdende Eltern nicht bewusst, welche Hilfsangebote es gibt.
Die Vorteile der Unterstützung
Hilfe anzunehmen kann nicht nur den Stress verringern, sondern auch die Freude auf die bevorstehenden Elternschaft steigern. Hier sind einige Vorteile, die Unterstützung mit sich bringen kann:
- Emotionale Entlastung: Das Teilen von Sorgen und Sorgen kann emotional entlastend wirken.
- Praktische Hilfe: Unterstützung im Alltag kann Zeit und Nerven sparen.
- Soziale Interaktion: Der Kontakt zu Familie und Freunden fördert soziale Bindungen und kann Einsamkeit verhindern.
Arten von Unterstützung für werdende Eltern
Wenn werdende Eltern Hilfe benötigen, kann diese in verschiedenen Formen bereitgestellt werden. Hier sind einige der gängigsten Arten:
1. Emotionale Unterstützung
Emotionale Unterstützung ist besonders wichtig während der Schwangerschaft und nach der Geburt. Dies kann durch:
- Gespräche mit Freunden und Familie: Offene Gespräche über Ängste und Sorgen.
- Professionelle Beratung: Psychologen oder Beratungsstellen bieten Unterstützung in schwierigen Zeiten.
2. Praktische Hilfe im Alltag
Die Unterstützung im Alltag kann in verschiedenen Bereichen erfolgen:
- Hausarbeit: Freunde und Familie können bei Reinigungsarbeiten, Einkäufen oder dem Kochen helfen.
- Babysitting: Ein wenig Zeit für sich selbst zu bekommen, kann unbezahlbar sein. Betreuung durch Angehörige oder Freunde ist eine gute Möglichkeit, um Stress abzubauen.
3. Informationen und Ratschläge
Werdende Eltern können von den Erfahrungen anderer profitieren. Informationsangebote können sein:
- Elternkurse: In vielen Städten werden Kurse zur Vorbereitung auf die Geburt und die ersten Monate mit dem Neugeborenen angeboten.
- Online-Communitys: Austausch mit anderen werdenden Eltern über soziale Medien oder Foren.
Wie Freunde und Familie unterstützen können
Das Angebot von Unterstützung soll nicht nur eine lästige Hürde für werdende Eltern sein, sondern echte Hilfe darstellen. Hier sind einige Tipps, wie Freunde und Familie am besten unterstützen können:
1. Aktiv Fragen stellen
Anstatt nur ein allgemeines „Sag Bescheid, wenn ich helfen kann“ anzubieten, kann es hilfreich sein, aktiv nach konkreten Bedürfnissen zu fragen:
- „Möchtest du, dass ich dir beim Einkaufen helfe?“
- „Kann ich deine Wäsche machen?“
2. Emotionale Präsenz zeigen
Ein einfaches „Ich bin für dich da“ kann viel bewirken. Zeige, dass du bereit bist zuzuhören und die Sorgen ernst zu nehmen.
3. Kleine Gesten der Hilfsbereitschaft
Manchmal sind es die kleinen Dinge, die einen großen Unterschied machen können. Hier einige Ideen:
- Essen vorbeibringen: Selbstgekochtes Essen ist eine tolle Geste, die viel Freude bereitet.
- Spaziergänge anbieten: Frische Luft tut gut und kann helfen, den Kopf freizubekommen.
Selbstfürsorge für werdende Eltern
Gerade in der Vorbereitungszeit auf ein Baby ist Selbstfürsorge wichtig. Werdende Eltern sollten lernen, sich Pausen zu gönnen und sich um ihr eigenes Wohlbefinden zu kümmern.
1. Zeit für sich selbst einplanen
Ob Wellness-Tage, Spa-Besuche oder einfach Zeit für ein gutes Buch – es ist essenziell, sich Zeit für sich selbst zu nehmen. Dies hilft, Stress abzubauen und die Batterien aufzuladen.
2. Gesunde Lebensweise fördern
Eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung tragen nicht nur zur Gesundheit bei, sondern fördern auch das psychische Wohlbefinden. Grünflächen besuchen oder kurze Spaziergänge einbauen, können eine wohltuende Wirkung entfalten.
3. Unterstützungssystem aufbauen
Ein starkes Unterstützungssystem besteht nicht nur aus der Familie, sondern kann auch aus Freunden, Nachbarn oder Eltern-Kind-Gruppen bestehen. Es kann sehr hilfreich sein, sich mit anderen werdenden Eltern zu vernetzen.
Fazit
Die bevorstehende Elternschaft ist eine der größten Veränderungen im Leben und bringt viele Herausforderungen mit sich. Werdende Eltern sollten ermutigt werden, Hilfe anzunehmen, ohne Hemmungen. Emotionale und praktische Unterstützung kann entscheidend sein, um Stress zu verringern und den Übergang in die Elternschaft zu erleichtern. Freunde und Familie spielen hierbei eine entscheidende Rolle. Indem sie aktiv anbieten, zu helfen, Verständnis zeigen und sich um die werdenden Eltern kümmern, tragen sie dazu bei, dass dieser neue Lebensabschnitt mit mehr Freude und weniger Stress erlebt wird.
Egal ob es um emotionale Unterstützung, praktische Hilfe oder Informationen geht – die Bereitschaft zu helfen ist der erste Schritt. Elternschaft ist ein gemeinschaftliches Erlebnis, und gemeinsam lässt sich vieles leichter bewältigen. Daher sollten werdende Eltern keine Scheu haben, um Hilfe zu bitten, und die, die helfen wollen, sollten ermutigt werden, ihren Beitrag zu leisten – denn letztlich profitiert die gesamte Familie davon.